Geschichte und Geschichten gehören zusammen, wenn aus Vergangenem für Zukünftiges gelernt werden und das auch noch Spaß machen soll. Hilde Schädle-Deininger gibt Einblicke in die Entwicklung der psychiatrischen
...alles anzeigen
Pflege von 1960 bis 1990 und zeigt anhand ausgewählter Dokumente, wie sich berufliches Selbstverständnis, berufliche Identität und spezifisch pflegerischpsychiatrische Inhalte die Basis für fachlich-qualifiziertes Handeln herausgebildet haben - bis zum heute allgemein akzeptierten Paradigma einer patientenorientierten, partnerschaftlichen und zugewandten Grundhaltung, begleitet von kontinuierlicher ethischer Reflexion der eigenen Arbeit. Das Buch hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es will vielmehr Denkanstöße geben für neue Erkenntnisse, neue Fragen und die Weiterentwicklung psychiatrischer Pflege. Ein unterhaltsamen, kurzweiliges und manchmal überraschendes Leseerlebnis!
»Robin Lane Fox' neues meisterhaftes Buch kommt gerade im rechten Augenblick: eine lebendig geschriebene Geschichte der Medizin im antiken Griechenland.« Edith Hall, Literary Review Eindrucksvoll schildert Robi
...alles anzeigen
n Lane Fox in seinem elegant geschriebenen Buch die bahnbrechenden Leistungen der antiken Griechen in der Medizin und zeigt, wie sie unsere moderne Heilkunst begründeten - mit packenden Schilderungen der Lebenswirklichkeit der Ärzte und der Erfahrungen der Patienten entfaltet er ein großes und noch wenig bekanntes kultur- und geistesgeschichtliches Panorama der Antike. Die antiken Griechen haben bedeutende Leistungen im Bereich der Medizin erbracht. Weltweit wird bis heute der »Hippokratische Eid« von Ärzten und Patienten gleicherweise bewundert: als Gründungsdokument für ethisches Verhalten und ärztliche Ideale. Scharfsinnig untersucht Robin Lane Fox, was wir wirklich über den Eid des Hippokrates wissen, und stellt die faszinierenden Schriften vor, die unter dem Namen dieses Arztes überliefert sind. Seine spannende Darstellung führt uns in die Welt der ersten Ärzte, die in Griechenland und in der ganzen Mittelmeerwelt tätig waren. Auf überraschende Weise erschließt der Autor die Bedeutung der Medizin für die griechischen Geschichtsschreiber (Herodot und Thukydides) und für die großen Dramatiker der attischen Bühne. Dieses anschaulich, lebendig geschriebene und packende Buch eröffnet viele unbekannte und neue Aspekte der Welt des Altertums - die Themen reichen von Frauen-Medizin, Herrschaft, Kunst, Sport bis hin zu Sex und Botanik. Eine außergewöhnliche Reise in die antike Kultur von Homer bis zu den dankbaren Erben in der islamischen Welt und der beginnenden westlichen Moderne.
Reichsstädtisch-territoriale Netzwerke in der frühneuzeitlichen Arztpraxis
Hrsg.:
Winckelmann, Hans-Joachim / Litz, Gudrun / Jankrift, Kay Peter / Fangerau, Heiner
Der Ulmer Arzt Johann Franc hinterließ unter dem Titel "Ephemeris" eine in ihrer Art einzigartige Sammlung medizinischer Fallbeobachtungen. Die Analysen vermitteln ein anschauliches Bild des medizinischen Allta
...alles anzeigen
gs in Ulm um 1700 und decken Francs Vernetzung im innerstädtischen wie territorialen Kontext auf.
Krankheitskonzepte und Pestbewältigung im Mittelalter
Wolff, Katharina
Vergleicht man mittelalterliche Texte mit aktuellen Schriften zur Ursache einer Seuche, so fällt die Vielfalt der gleichzeitig gültigen Theorien über die Natur der Krankheit ins Auge. Anhand von 30 süddeutschen
...alles anzeigen
Pestschriften sowie Quellen der Städte Nürnberg, Augsburg und München untersucht Katharina Wolff die praktische Umsetzung dieser Krankheitstheorien im individuellen Lebensbereich bzw. im städtischen Kollektiv.
Die Diätetik der Emotionen im frühneuzeitlichen Katholizismus in Bayern und Österreich
Watzka, Carlos
Das Christentum wird meist als eine Religion der 'Lebensbejahung' präsentiert. In ihrer formativen Frühphase war die christliche Theologie jedoch massiv von manichäisch-weltablehnenden Ideen beeinflusst, die in
...alles anzeigen
deutlichem Kontrast zum in der mosaischen Tradition durchaus vorhandenen 'Schöpfungslob' standen. Dieser Widerspruch prägte das Menschenbild der katholischen Kirche, auch deren Umgang mit Emotionalität und Gesundheit. Als Reaktion auf die Herausforderung der Reformation kam es im Katholizismus zu einer 'inneren Mission' zur Propagierung von Askese und Disziplin aller 'Gläubigen'. Die 'katholische Reform' betrieb dabei die Ausweitung der im Mönchtum schon lange elaborierten Postulate einer rigorosen Seelenführung - als engmaschige 'pastorale' Lenkung durch Obere einerseits, als permanente Selbstkontrolle des 'Frommen' andererseits. Die Forderung nach strikter Affektregulation nahm einen zentralen Stellenwert ein. Dies hatte weitreichende Folgen auch für die vom Klerus propagierten Vorstellungen von seelischer und leiblicher Gesundheit. Carlos Watzka erörtert die Ausgestaltung eines solchen geistlichen Diskurses der Diätetik der Affekte für den bayrisch-österreichischen Raum vom frühen 16. bis zum späten 18. Jahrhundert.
Vom dunkelsten Fleck auf der Weste des Robert Koch. In der Corona-Krise ist sein Name in aller Munde: Robert Koch gilt als eine der Lichtgestalten der deutschen Medizingeschichte. Die Expedition indes, die er 1
...alles anzeigen
906 ins »Schutzgebiet« Deutsch-Ostafrika unternimmt, bezeichnet auch das nach ihm benannte Institut als dunkelstes Kapitel in Kochs Geschichte. Lichtwarck-Aschoffs beklemmendes Buch zeigt, wie der Nobelpreisträger medizinische Versuche an Menschen durchführt, die an der durch die Tsetsefliege übertragenen Schlafkrankheit leiden, und die Internierung Kranker in Lagern empfiehlt. Ziel ist, die Arbeitskraft der gesunden Kolonisierten zu erhalten - und sei es um den Preis, dass die Infizierten durch seine Experimente Schaden an Leib und Seele nehmen oder gar den Tod finden.
Durch alle Zeiten und Kulturen hindurch beschäftigte man sich mit der Vorstellung eines Wesens, in dem das Weibliche wie auch das Männliche biologisch vereint sind. Doch noch nie war es den als doppelgeschlecht
...alles anzeigen
lich kategorisierten Menschen möglich, als ein drittes Geschlecht gleichberechtigt neben Mann und Frau zu existieren.
Denis Paul nimmt den geradezu explodierenden medizinisch-naturwissenschaftlichen Diskurs über Hermaphroditismus um 1900 sowie die Ursache dieser plötzlichen Veröffentlichungsflut in den Blick. Er analysiert, wie die darin erörterten Konzepte über Intersexualität zum Wandel des biologischen Geschlechtsverständnisses führten und die immer wieder aus den Fugen geratende zweigeschlechtliche Ordnung wiederherzustellen versuchten.
Die "Sachbücher des Monats Februar 2021" Die Große Pest der Jahre um 1348 war eines der einschneidendsten Ereignisse der europäischen Geschichte. Volker Reinhardt rekonstruiert den Verlauf der Epidemie von den
...alles anzeigen
Anfängen in Asien bis zu ihrem vorläufigen Erlöschen in Europa, beleuchtet die unterschiedlichen Verhältnisse in ausgewählten Städten und fragt, wie die Überlebenden politisch und wirtschaftlich, religiös und künstlerisch das große Sterben bewältigten. Sein spannend geschriebenes Panorama führt eindringlich vor Augen, was wir dem medizinischen Fortschritt verdanken - und wie verblüffend ähnlich wir heute trotzdem auf eine Pandemie reagieren. Als im Frühjahr 1348 die Pest nahte, ließ der Mailänder Herrscher Luchino Visconti die Stadt komplett isolieren. Kranke in der Stadt wurden vorsorglich eingemauert. So blieb Mailand als einzige Stadt Italiens verschont. Volker Reinhardt hat die verfügbaren Quellen zur Großen Pest neu gesichtet und zeigt in seinem anschaulich erzählten Buch, dass der vermeintliche europäische Flächenbrand eine Summe von lokalen Dramen war, die die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise bewältigten: durch politische Umstürze, Verfolgung von Minderheiten, Restauration alter Verhältnisse oder eben durch ein Lob der Tyrannis à la Mailand. Klassische Pestbeschreibungen wie die von Boccaccio erweisen sich als späte Stilisierung nach antiken Vorbildern, doch Bilder, Bauwerke oder anonyme Chronisten lassen ermessen, wie groß die Verunsicherung war und wie übermächtig die Sehnsucht nach der verlorenen Normalität.
Acht dramatische Jahrzehnte und der Kampf gegen Seuchen, Schmerz und Tod Anschaulich und lebensnah erzählt Ronald D. Gerste die umwälzenden Ereignisse und wissenschaftlichen Entwicklungen in der erstaunlich dyn
...alles anzeigen
amischen Zeit von 1840 bis 1914, in der die Medizin ungeahnte Fortschritte machte: ein packendes Porträt einer entfesselten Epoche, die Gesellschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik revolutionierte - mit bleibenden Folgen bis in unsere Gegenwart. Die außergewöhnlich dramatischen Jahrzehnte zwischen 1840 und 1918 markieren eine Wendezeit, die bis heute unser Dasein und Leben prägen. Innerhalb dieser Jahre entwickelte sich die moderne Medizin und veränderte das Verhältnis des Menschen zu seinem Körper und dessen Leiden nachhaltig. Heilungserfolge wurden möglich, an die bisher nicht zu denken gewesen war, und schufen die Grundlage unseres heutigen Lebens. Es waren Forscher, Mediziner und Ärzte wie Koch, Semmelweis und Morton, die unsere Moderne begründeten. Diese Pioniere der Gegenwart zu begleiten heißt auch, sich auf eine Zeitreise in eine atemberaubende Epoche zu begeben - in der die Eisenbahn und das Dampfschiff den Menschen zu fernen Horizonten brachten, in der die Welt wahrhaft globalisiert wurde und in der neue Gedanken und Überzeugungen zu Umbruch und Revolution führten. Doch der Mensch bleibt der Mensch und die Natur lässt sich nicht endgültig bezwingen: Am Ende der hoffnungsvollen Epoche stehen eine von Staatsmännern geschaffene Katastrophe und, fast wie ein tragisches Nachwort zur Saga der Triumphe, eine von Viren verursachte Pandemie: die Spanische Grippe.
Das 25-jährige Jubiläum der wissenschaftlichen Tagungsreihe „Medizin und Judentum“ war Anlass für ein kritisches Resümee über den bislang von und in diesem Forum erreichten wissenschaftlichen Bearbeitungs- und
...alles anzeigen
erkenntnistheoretischen Ergebnisstand sowie für Überlegungen zukünftiger Untersuchungs- und Arbeitsschwerpunkte.
Die Beiträge in diesem Band spiegeln somit den Neuwert und Erkenntnisgewinn der Forschungsarbeit in der Breite der bisherigen Themenschwerpunkte wider. Diese umfassen einzel- und kollektivbiographische Untersuchungen zum Schicksal jüdischer Mediziner*innen während der Zeit des Nationalsozialismus und im Holocaust, zu ihrem Beitrag für die medizinische Wissenschaft und das Sozial- und Gesundheitswesen sowie zu ihrem sozialmedizinischen und -politischen Engagement. Ebenso forschungsrelevante Themenbereiche sind die Reflexion des „Jüdischen“ in Literatur, Kunst und Kultur, vom Judentum geprägte Wertvorstellungen sowie in die Medizin eingebrachte innovative Denkmodelle.
Darüber hinaus – zugleich auch im Hinblick auf zukünftige Aufgabenstellungen – werden Forschungsergebnisse zu im Rahmen der Tagungsreihe bislang noch nicht oder kaum präferierten Themen präsentiert; etwa zur jüdischen Pflegegeschichte inklusive des Hebammenwesens oder zur Stellung bzw. Zwangslage jüdischer KZ-Häftlingsärzte.
Inhaltsverzeichnis
Caris-Petra Heidel
Zum Jubiläum der wissenschaftlichen Tagungsreihe – Versuch eines kritischen Resümees
Gerald Kreft
„Ich würde niemals einem Club beitreten …“. Ein langjähriger Teilnehmer erzählt.
Thomas Müller
„Medizin und Judentum“. Reflexionen zu einem Forschungsfeld – und ein Beispiel aus der Krankenhausgeschichte.
Rebecca Schwoch
Kollektive Biographik in der Geschichtswissenschaft. Reflexionen über Möglichkeiten und Grenzen
Susi-Hilde Michael und Hans-Uwe Lammel
Das Problem ‚nicht arische‘ Studenten in der Historiographie der nationalsozialistischen Universität: Das Beispiel Rostock
Edgar Bönisch, Birgit Seema
50 Jahre gynäkologisch-psychosomatische Tagungen in Deutschland - das klingt eher langweilig, ist aber eine Sensation: Die Gynäkologie ist das einzige medizinische Fachgebiet in Deutschland, in dem sich ExpertI
...alles anzeigen
nnen so kontinuierlich mit den psychosomatischen Aspekten ihres Fachgebietes auseinandersetzten und auch einen Blick über den Tellerrand wagten.In diesem Sammelband wird auf die Wurzeln der psychosomatischen Gynäkologie in Deutschland ebenso eingegangen wie auf die Gründung der Ost-Gesellschaft in Magdeburg und der West-Gesellschaft in Gießen. Gründungsmitglieder, PräsidentInnen und Vorsitzende kommen zu Wort. Ein Schwerpunkt liegt auf der Darstellung des gewollt langsamen Prozesses der Vereinigung beider Verbände, der mit einer Verschmelzung im Jahr 2000 seinen Abschluss fand. Eine Auswahl von Vorträgen aus den vorangegangenen Tagungsbänden belegt die Vielfalt der Themen und Ansätze.Mit Beiträgen von Matthias David, Carmen Dietrich, Barbara Fervers-Lippmann, Paul R. Franke, Heribert Kentenich, Wolf Lütje, Arndt Ludwig, Mechthild Neises, Martina Rauchfuß, Dietmar Richter, Claudia Schumann, Dorothea Schuster, Friederike Siedentopf und Manfred Stauber
Erste Bemühungen einer Akademisierung der Krankenpflege in Deutschland gingen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts von verschiedenen Protagonistinnen der frühen modernen Frauenbewegung aus, wurden aber bald durc
...alles anzeigen
h den Ersten Weltkrieg auf Jahrzehnte hin abgedrängt. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges konnte die Entwicklung der Pflegewissenschaft vor allem durch die Initiative einzelner Pionierinnen weiter vorangetrieben werden.Ingeborg Löser-Priester lässt in diesem Buch einige der Pionierinnen – wie Ruth Schröck und Sabine Bartholomeyczik – selbst zu Wort kommen und von ihrem beruflichen Werdegang, von Herausforderungen und Erfahrungen beim Aufbau und der Institutionalisierung der Pflegewissenschaft berichten. Das Ergebnis ist ein überaus authentischer Einblick in die Anfänge einer akademischen Disziplin, die aus der heutigen Hochschullandschaft nicht mehr wegzudenken ist.
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur Gegenwart
Jaeckel, Gerhard / Grau, Günter
Die Geschichte des berühmten Krankenhauses, das vom Pesthaus vor den Toren Berlins zu einem Mekka für Kranke, Studenten und fortbildungswillige Ärzte aus aller Welt wurde. Unlösbar verbinden sich mit der Geschi
...alles anzeigen
chte der Charité die Namen vieler großer Mediziner: Hufeland, Virchow, Behring, Koch und Sauerbruch gelangen hier bahnbrechende Entdeckungen und kühne Operationen. Doch in der 300jährigen Geschichte der Klinik gab es auch tragische Irrtümer, eitle Verblendung und menschliche Verfehlungen.
Wie oft haben unsere Vorfahren gebadet? Wie oft haben sie ihre Kleidung gewaschen und gewechselt? Was verstanden sie unter Sauberkeit? Warum haben sich unsere Hygiene-Gewohnheiten im Laufe der Zeit so drastisch
...alles anzeigen
verändert? Kurzum: Wie kommt es eigentlich, dass wir so sauber geworden sind?"Der saubere Körper" beleuchtet einen besonders tief greifenden Kulturwandel in der westlichen Welt seit dem 17. Jahrhundert: die Revolution der Körperpflege. Zu Zeiten Ludwigs XIV. war Baden etwas Außergewöhnliches; Hygiene bestand vornehmlich im Tragen sauberer Unterwäsche. Ende des 20. Jahrhunderts war häufiges (wenn nicht gar tägliches) Baden längst die Norm und das Tragen frisch gewaschener Kleidung gängige Praxis. Diente Sauberkeit einst nur der Gesundheit, ist sie heute ein wesentliches Element der Schönheit. Dieser Kulturwandel beruht auf völlig neuen Erkenntnissen, Ideologien und Technologien, die unsere Alltagsgewohnheiten prägen. Peter Ward beschreibt, wie ein Phänomen des städtischen Bürgertums im 18. Jahrhundert allmählich bei Alt und Jung, Reich und Arm, Stadt- und Landbevölkerung um sich griff und zur allgemeinen Sitte wurde.Mittels einer Fülle an englischen, französischen, deutschen und italienischen Quellen zeichnet "Der saubere Körper" den großen Hygiene-Wandel nach, der sich über vier Jahrhunderte in Europa und Nordamerika vollzog.
am Beispiel des Franz Saless Hauses. Historische Erklärungen - Ethische Perspektiven
Klöcker, Katharina / Kaminsky, Uwe
Heimkindern wurden in den Nachkriegsjahrzehnten Medikamente nicht allein aus therapeutischen Gründen verabreicht. In vielen Einrichtungen wurden neue Arzneimittel an Heimkindern getestet, zum Teil unter Inkaufn
...alles anzeigen
ahme erheblicher Nebenwirkungen. Zudem setzten Ärzte und Erzieher Medikamente als Disziplinierungsmittel ein. Der Historiker Uwe Kaminsky und die Ethikerin Katharina Klöcker beleuchten am Beispiel des Franz Sales Hauses in Essen die lange Zeit verschwiegenen Formen des Medikamentenmissbrauchs in der Heimerziehung der 1950er und 1960er-Jahre. Aktenrecherchen und Zeitzeugeninterviews vermitteln ein umfassendes Bild verschiedener Formen des Medikamenteneinsatzes. Auf der Grundlage der historischen Rekonstruktion wird in diesem Buch erstmals eine ausführliche ethische Bewertung der Medikamentengaben im Heimkontext unter Berücksichtigung des zeitgeschichtlichen Kontextes vorgenommen. Dabei erweist sich die gleichzeitige Berücksichtigung von sozial-, institutionen- und individualethischen Dimensionen als zielführend. Das Autorenteam will mit der vorliegenden Studie einen Beitrag zur Anerkennung des Leids der ehemaligen Heimbewohner leisten und zugleich das Bewusstsein für mögliche Formen des Medikamentenmissbrauchs auch in der Gegenwart schärfen.
Arbeitsbelastungen, Gesundheit und Krankheit von Ärztinnen und Ärzten im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert
Wenger, Sebastian
Welchen Arbeitsbelastungen sind Ärzte ausgesetzt? Was sind deren gesundheitliche Folgen? Und wie stehen Ärzte zu ihrer eigenen Gesundheit? Anhand von Quellen aus öffentlichen und privaten Archiven in Deutschlan
...alles anzeigen
d sowie aus ärztlichen Standes- und Fachzeitschriften zeigt Sebastian Wenger, dass das Gesundheits- und Krankheitsverhalten der Ärzte auf einem spezifischen, ärztlichen Habitus beruht. Dieser ist geprägt von Idealen der Leistungsfähigkeit, der Aufopferungsbereitschaft und der Unverwundbarkeit. Er entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und besteht bis heute fort.Ein Resultat dieses Habitus ist das Leugnen von physischen und psychischen Leiden, welches mit der Selbstbehandlung einhergeht. Erst in einem späten Stadium ihrer Erkrankung suchen sich Ärzte professionelle Hilfe. Die Fassade des gesunden und leistungsfähigen Mediziners soll in jedem Fall aufrechterhalten und damit die Kompetenz des Gesundheitsexperten gewahrt werden. Wenger sieht darin in Kombination mit den Rahmenbedingungen in Praxis und Klinik sowie den damit verbundenen Belastungen die Hauptursache für die Anfälligkeit der Ärzte für einen Suizid oder bestimmte Krankheiten wie psychische Störungen und die Entwicklung einer Betäubungsmittelsucht.
Der 16. IMPULSE-Band des Bildungswerks des Bayerischen Bezirketags beschäftigt sich mit den Behandlungsmethoden in der „Kreis-Irren-Anstalt Irsee“ von ihrer Gründung 1849 bis zur Eröffnung des Neubaus der Heila
...alles anzeigen
nstalt Kaufbeuren 1876. Von Interesse sind die Ausstattung der Anstalt, der Alltag der Patientinnen und Patienten sowie Theorie und Praxis ihrer Behandlung. Den Kern der Publikation bilden ausgewählte Fallbeispiele, die die Bandbreite der Behandlungsansätze deutlich machen und berührende Einblicke in Einzelschicksale bieten.
Am Beispiel von Aufklärungskampagnen zeigen Stefan Offermann und Pierre Pfütsch, wie Übergewicht zu Exklusionsprozessen führen konnte. Martin Dinges untersucht die "nachholende Medikalisierung" von Männern. Nin
...alles anzeigen
a Kleinöder geht der Frage nach, wie sich im Verlaufe der letzten Jahrzehnte die gesundheitlichen Belastungen in einzelnen Industriebranchen entwickelt haben. Am österreichischen Beispiel analysiert Andreas Weigl, wie sich die Nutzung von Gesundheitsdiensten durch Migranten von der ersten zur zweiten Generation ändert. Gabriele Lingelbach zeigt auf, dass die Gesundheitschancen von Menschen mit Behinderungen in der Bundesrepublik durchaus differieren.Außerhalb des Themenschwerpunktes fallen zwei Aufsätze, die sich zum einen mit dem Umgang mit Verwundeten auf den Schlachtfeldern des 30-jährigen Krieges (Alexander Querengässer) und zum anderen mit der Rolle des Hygienikers Hermann Eyer im Dritten Reich (Mathias Schütz) befassen. In der Sektion zu alternativen Heilweisen macht Martin Dinges auf die Geschichte von homöopathischen Laienvereinen aufmerksam. Joel Piqué Buisan lenkt den Blick auf die Geschichte der Homöopathie in Spanien.
Werner R. Leibbrand (1896-1974) war Arzt, Medizinhistoriker und Musiker. Seine Vita spiegelt Epochen von Kaiserzeit und Weimarer Republik über Nationalsozialismus bis zur BRD. Er praktizierte als Nervenarzt in
...alles anzeigen
Berlin und kannte die Intellektuellen- und Theaterszene der Hauptstadt seit den "Roaring Twenties". Leibbrand war polyglott und international hoch geschätzt. Als Nazi-Gegner wurde er drangsaliert, im Zweiten Weltkrieg nach Bayern zwangsversetzt und musste schließlich sogar mit der jüdischen Ehefrau in einer "Odyssee" 1944 untertauchen. Nach dem Krieg wurde Leibbrand Leiter der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen, gründete dort das Universitätsseminar für Medizingeschichte und war der einzige deutsche Sachverständige im Nürnberger Ärzteprozess. 1953 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Medizingeschichte in München und wirkte mit großer Kreativität bis ins hohe Alter. Leibbrands Biographie zeigt seine vielfältigen Lebenswelten wie auch besondere "Listen", die ihn bei existenziell-gefährlichen Situationen bestehen ließen. Die kommentierte Edition seiner Vita bringt viele unbekannte Seiten und Bilder einer faszinierenden Persönlichkeit sowie Beiträge zu seinem Nachwirken."[Andreas Frewer schildert] das facettenreiche Leben des Nervenarztes und Nazigegners Werner Leibbrand." Nicole Schmitt Bayerischer Rundfunk, 22.01.2021
Visualisierungsstrategien in der medizinischen Diagnostik um 1900
Martin, Michael / Fangerau, Heiner
Evidenz beschreibt etwas, das unmittelbar einleuchtet. Wissenschaftliche Abbildungen erheben zwar den Anspruch, evident zu sein, aber ihre Evidenz ist nicht natürlich. Sie ist nur mittelbar für diejenigen einle
...alles anzeigen
uchtend, die sie lesen können. Das gilt auch für Bilder in der medizinischen Diagnostik: Im Visualisierungsprozess diagnostischer Abbildungen werden zum einen Strukturen und Zusammenhänge sichtbar gemacht, die zuvor unsichtbar waren. Zum anderen muss über Lese- und Denkprozesse die Evidenz in das Bild implementiert werden. Allerdings sind diese Bilder primär durch Mehrdeutigkeit und Unbestimmtheit geprägt, was Strategien der Evidenzproduktion erfordert. Hierzu gehören der Einsatz geschulter Zeichner am Mikroskop, die Produktion von Diagrammen auf Basis von Messwerten, der versierte Einsatz von Endoskopen sowie die physikalisch-chemische Erzeugung von Radiogrammen zur Sichtbarmachung des Körperinneren. Die Evidenz diagnostischer Abbildungen unterliegt also immer bestimmten Verfahren und Strategien der Evidenzzuschreibung. Sie bleibt eine nützliche Fiktion, die überaus vielfältig und immer kontextabhängig ist. Heiner Fangerau und Michael Martin sprechen deshalb statt von Evidenz im Singular von den Evidenzen diagnostischer Bilder im Plural.
Hans-Joachim Winckelmann reflektiert in seinen Kolumnen, Kommentaren und Leitartikeln die gesellschaftlichen Ereignisse und gesundheitspolitischen Entscheidungen der 1980er bis 2000er Jahre. Er ist dabei kritis
...alles anzeigen
cher Zeitzeuge und vereint die Sicht des Historikers und Pharmazeuten in einer Person. Der Leser seiner Texte taucht regelrecht in die Zeit der Bonner Republik ein. Schließlich sind die 1990er Jahre von dem Ringen um eine gesamtdeutsche Gesundheitspolitik geprägt, in welcher die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen gestärkt wird und der Gedanke der Fürsorge nie aus dem Blick verloren gehen sollte. Florian Steger vereint in diesem Band Winckelmanns pointierte Schriften der letzten 40 Jahre, in denen er sich mit Themen auseinandersetzt, die in ihrer Aktualität bis in die Gegenwart hineinreichen. Die Sammlung stellt damit eine solide Basis dar, um sich mit aktuellen gesundheitspolitischen Fragen auseinanderzusetzen.
Männliche Pflegekräfte in Deutschland ca. 1900-1980
Schwamm, Christoph
Die Krankenpflege ist heute kein reiner Frauenberuf mehr. Aber ist sie je ein solcher gewesen? Zwar waren Männer ab dem späteren 19. Jahrhundert eine Minderheit in der Pflege, aber niemals eine Ausnahmeerschein
...alles anzeigen
ung. Wie also kam es dazu, dass pflegende Männer als Normabweichung wahrgenommen wurden? Dieser Frage geht Christoph Schwamm nach.Lange Zeit dominierten in Deutschland Schwesternschaften und Mutterhäuser die Kliniken, eine rigide Geschlechtertrennung zwischen männlichen und weiblichen Pflegekräften war das Ergebnis. Dies änderte sich in Westdeutschland mit den großen strukturellen Reformen um 1970, in der DDR hatte dieser Prozess bereits 20 Jahre zuvor begonnen. Ab diesem Zeitpunkt wurden Männer in der Pflege gemeinsam mit den Frauen ausgebildet, sie engagierten sich in den gleichen Berufsorganisationen, absolvierten die gleichen Fort- und Weiterbildungen und hatten grundsätzlich die gleichen Karrierechancen. Das Ziel war es, aus dem "Liebesdienst" einen modernen und geschlechtsneutralen Angestelltenberuf zu machen. Stattdessen wurden weibliche Pflegekräfte zunehmend sexualisiert, während sich die pflegenden Männer von einer Selbstverständlichkeit zur gesellschaftlichen Anomalie wandelten.
Ist bereits in der Frühen Neuzeit eine Dichotomie der Geschlechter bezüglich ihrer Gesundheit erkennbar? Lässt sich ein spezifisch männlicher Gesundheitshabitus feststellen? Und wie entwickelte sich dieser zwis
...alles anzeigen
chen 1500 und 1850? Die Autorinnen und Autoren rekonstruieren das Verhältnis von Männlichkeit und Gesundheit in dieser Epoche und gehen nach einem großen Forschungsüberblick durch intersektionale Zugänge in Bezug auf Stand, Profession, Lebensalter, Religion, "Behinderung" und Sexualität der Frage nach einem besonderen männlichen Gesundheitsverhalten nach. Die Beiträge bieten eine quellenbasierte Analyse der je vorherrschenden Körperpraktiken und Wissensbestände von Bauern, Handwerkern, Söldnern, Offizieren, verarmten Städtern, Impotenten, verurteilten Mördern, Stummen, Zwergwüchsigen, Gelehrten, pietistischen Predigern, jüdischen Patienten, Adeligen und Karl VI.