Ob als einfacher Soldat, Schiffschirurg oder höherer Angestellter – Erfahrungen mit Krankheiten waren fester Bestandteil des Alltags an Bord der Schiffe und in Übersee. Warja Kuttner zeigt, wie sich unter diese
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n Rahmenbedingungen der Umgang mit Krankheiten und die Suche nach Heilmethoden aus der Perspektive von Patienten und medizinischem Personal gestaltete.
Wien und die Begegnung der europäischen Medizin mit dem Osmanischen Reich (1800 - 1860)
Chahrour, Marcel
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begegnet die deutschsprachige Medizin dem "Anderen": dem als "Orient" konstruierten Südosten Europas, dem Osmanischen Reich und den Gebieten Nordafrikas, Persiens und der arabisch
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en Halbinsel. In der Fachliteratur, in Debatten und in den Erfahrungen vor Ort tätiger Ärzte spiegelt sich die Begegnung unterschiedlicher medizinischer Systeme - die "akademische Medizin" integriert das Wissen der heilkundlichen Lehren des Osmanischen Reichs, nutzt es als Experimentierfeld und Erfahrungsraum. Später verändert sich die Position der ärztlichen Akteure: Von Beobachtern und vereinzelt Teilnehmenden werden auch deutschsprachige Ärzte im Osmanischen Reich und Ägypten zu Betreibern eines grundlegenden strukturellen Wandels, der auf eine Verdrängung der traditionellen heilkundlichen Methoden abzielt. Die Periode einer als "Modernisierung" und "Reform" verstandenen Machtübernahme europäischer medizinischer Strukturen im Osmanischen Reich beginnt.Marcel Chahrour wirft einen Blick auf die Vorgeschichte dieser "Reformperiode" und zeigt vom Standpunkt Wiens, wie die sich verändernde Medizin Europas das "Andere" konstruiert, während sie sich selbst findet.
Ethische, philosophische und sozialwissenschaftliche Explorationen
Hrsg.:
Sonar, Arne / Weber, Karsten
Die Autorinnen und Autoren untersuchen die Geschichte des KI-Einsatzes in der Medizin, deren öffentliche Wahrnehmung, Governance der KI, die Möglichkeiten und Grenzen der Technik sowie Einsatzgebiete. Dabei erw
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eist sich die KI als leistungsfähiges Werkzeug, das zahlreiche ethische und soziale Fragen aufwirft.
Die stationäre Versorgung älterer Juden und "rassisch" verfolgter Christen in Westdeutschland (ca. 1945 - 1975)
Grabe, Nina
Obwohl sich der Großteil der jüdischen Überlebenden für die Auswanderung entschied, verblieb eine kleine Anzahl deutscher Juden im Land ihrer Verfolger - darunter viele ältere Menschen. In einigen westdeutschen
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Städten kam es daher bereits kurz nach Kriegsende nicht nur zur (Neu-)Gründung jüdischer Gemeinden, sondern auch zur Einrichtung jüdischer Altersheime. Diese boten sowohl den Überlebenden der Konzentrationslager als auch den aus der Emigration zurückgekehrten älteren Menschen Unterkunft.Nina Grabe unterzieht die Situation der Heime und der dort lebenden alten Menschen erstmals einer näheren Betrachtung: Wie gestalteten sich der Heimalltag und die Aufnahmemodalitäten? In welcher Weise wirkte sich die Verfolgungsgeschichte der Bewohner auf ihre körperliche und psychische Gesundheit sowie auf das Zusammenleben und die Beziehungen zu den Mitbewohnern und dem Personal aus? Legten die Heim-Leitungen Wert auf die Einhaltung religiöser Bräuche und Speisevorschriften? Wie konnte vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen Mangels an Pflegepersonal die pflegerische und medizinische Betreuung der Heimbewohner gewährleistet werden?
Betty Rosenfeld (Stuttgart, 23. März 1907 - Auschwitz, 1942) wächst in einem liberal-religiösen Elternhaus auf. Schon in ihrer Jugend, die sie beim «Deutsch-jüdischen Wanderbund Kameraden» und bei der «Demokrat
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ischen Jugend» verbringt, ist sie beseelt von hohen Idealen. Als Jugendliche verehrt sie Walter Rathenau. An der «Marxistischen Arbeiterschule» in Stuttgart besucht sie den Unterricht von Friedrich Wolf und Kurt Hager. Schließlich tippt sie für den kommunistischen Untergrund von Stuttgart Flugblätter gegen die neuen Machthaber in Berlin. Im Gegensatz zu anderen SozialistInnen mit jüdischen Wurzeln trägt sie aber den jüdischen Kalender weiter in ihrem Herzen und tritt nie aus ihrer Religionsgemeinschaft aus. Sie wandert nach Palästina aus, wo sie den antifaschistischen Impuls und die Gesinnungsgenossen, mit denen sie für «die Sache» kämpfte, vermisst.Bald wird sie neben der Fotoreporterin Gerda Taro die einzige Frau aus Stuttgart sein, die ihr Leben für die Zweite Spanische Republik riskiert. Nach ihrem Freiwilligeneinsatz beim Sanitätsdienst der Internationalen Brigaden beginnt eine mehrjährige Odyssee als unerwünschter Flüchtling durch Frankreich, die am Ende auf ihre Auslieferung, Deportation und Ermordung hinausläuft. Jetzt ist es an der Zeit, ihren Einsatz für die Freiheit in Buchform einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen und ihr tragisches Schicksal zu würdigen. Mit kritischer Sympathie folgt Michael Uhl Betty Rosenfeld durch sämtliche Lebensabschnitteund zeichnet auf breiter Quellengrundlage und in einfachem Erzählstil das bewegende Portrait einer ungewöhnlichen und mutigen Frau.
Kreisärzte, Medizinalräte, Amtsärzte: Geschichte und Aktualität einer Institution
Elsner, Gine
Lange Zeit gerieten die Gesundheitsämter ins Abseits, ihre Aufgaben wurden von den selbstständigen Ärzten übernommen. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie rufen alle danach, die vernachlässigten und kaputt ges
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parten Gesundheitsämter besser auszustatten. Gine Elsner stellt die Funktion dieser gesundheitspolitischen Institution dar und zeichnet ihre Geschichte nach. Der öffentliche Gesundheitsdienst begann im 19. Jahrhundert in Preußen mit den Kreisärzten und der Cholera. Schließlich standen den staatlichen Kreisärzten kommunale Gesundheitsamtsärzte der Gemeinden gegenüber. Denn die Städte stellten eigene Stadtärzte für ihre städtischen Hygienemaßnahmen an. Der Dualismus - Staat versus Gemeinde - führte zu Konkurrenz und Durcheinander bzw. Nebeneinander. Die staatlichen Kreisärzte waren eher konservativ bis reaktionär, die Kommunalärzte - besonders in Berlin - liberal oder gar sozialdemokratisch; vor allem jüdische Ärzte strebten in diese städtischen Positionen. Sie wurden wie die sozialdemokratischen Ärzte 1933 entlassen. Der Nazistaat vereinheitlichte das Gesundheitswesen, alle Gesundheitsämter wurden staatlich. Sie dienten nun der eugenischen »Ausmerzung«. Die Amtsärzte beantragten Sterilisationen und waren eingebunden in die Kindereuthanasie; Amtsärzte waren umfangreich für die »Erb- und Rassepflege« zuständig: für das »Ehetauglichkeitsgesetz« und für Zwangsarbeiter. Die Alliierten ließen die Gesundheitsämter weitgehend ungeschoren, denn sie brauchten sie gegen Seuchen und unzureichende Hygienebedingungen. Im Kalten Krieg wurden kollektive Gesundheitseinrichtungen als »kommunistisches Teufelswerk« angesehen und die selbstständigen Artzpraxen favorisiert. Das Gesundheitsamt geriet ins Abseits. Bis Corona kam.
Henriette Arendt (1874–1922) war eine schillernde Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. In zahlreichen Veröffentlichungen prangerte sie soziale Missstände an. Aus einer wo
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hlhabenden jüdischen Familie stammend (sie war die Tante von Hannah Arendt), arbeitete sie in einer von Männern dominierten Welt viele Jahre lang als Krankenschwester, Polizeiassistentin und Aktivistin gegen den Kinderhandel.Detail- und quellenreich gelingt es der Autorin, Henriette Arendts Leben und Wirken, ihre Kämpfe und Krisen lebendig nachzuzeichnen. Aber auch die Entwicklung und enge Verzahnung von Pflegearbeit, sozialer Fürsorgearbeit sowie bürgerlicher Frauenbewegung werden im Spiegel der individuellen Lebensgestaltung Henriette Arendts beleuchtet. Dabei erscheinen die Lebens- und Arbeitsumstände der damals in der Pflege Tätigen in einem neuen, teilweise erschütternden Licht.
Gute medizinische Sterbebegleitung und ein menschenwürdiger Tod besitzen in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Auch in früheren Jahrhunderten bemühten sich Ärzte und Pflegekräfte, den Sterbenden eine
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n qualvollen Tod zu ersparen – nur wissen wir darüber noch sehr wenig.Dieses Buch verfolgt erstmals die Geschichte der Palliativmedizin von der Renaissance bis zur Gegenwart. Anhand zahlreicher gedruckter und handschriftlicher Quellen beschreibt es die lange Tradition der Sorge um das körperliche und seelische Wohl der Sterbenden ebenso wie die alltägliche Praxis am Sterbebett.Der Autor untersucht auch die Ausführungen von Sterbenden und ihren Angehörigen und beleuchtet den Umgang mit ethischen Fragen, die bis heute nichts von ihrer Dringlichkeit verloren haben.
Es wird die Geschichte des etwa im Laufe eines Jahrhunderts im Norden Berlins, im Ortsteil Buch des Stadtbezirkes Pankow, errichteten einmaligen Komplexes von Pflege-, Behandlungs- und Forschungsstätten erzählt
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. Die ältesten Einrichtungen wurden in der Kaiserzeit nach Plänen Ludwig Hoffmanns angelegt und stehen deshalb unter Denkmalschutz. Gravierende soziale Umbrüche haben immer wieder ihre Strukturen und Funktionen verändert. Das begann mit der Revolution 1918, wurde mit dem Beginn der Nazidiktatur fortgesetzt, fand unter der Befreiung Berlins und seiner Spaltung statt, erfuhr seine Prägung durch die sozialistische Gesundheitspolitik der DDR und zuletzt durch "Abwickelungsprozesse" und Neubestimmungen nach der Wende und der Wiedervereinigung Deutschlands. Es ist die Geschichte eines Standortes eng benachbarter Pflegeanstalten, Krankenhäuser und Forschungsinstitute, von Stätten der Aus- und Fortbildung immer wieder gewandelter kommunaler, staatlicher oder privater Trägerschaft und fortwährender funktioneller Metamorphose. Aber es ist auch die Chronik der Arbeitsplätze hunderter Angehöriger der Gesundheitsberufe, deren Kurzbiographien gestreift werden. Die krankenhausgeschichtlichen Veränderungen bis zum Jahre 2005 und ihre Akteure wurden an Hand weniger noch erhaltener Quellen akribisch festgehalten und werden dem Leser reich illustriert dargeboten.
Über die Beteiligung von Krankenschwestern an den "Euthanasie"-Aktionen in Meseritz-Obrawalde
Hrsg.:
Eva M Ulmer
Diese studentische Projektarbeit beschäftigt sich mit den Mordaktionen an psychisch Kranken und behinderten Menschen in der psychiatrischen Anstalt Meseritz-Obrawalde (Pommern) in der Zeit des Nationalsozialism
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us. Anhand der Aussagen der angeklagten Krankenschwestern während des Mordprozesses in den sechziger Jahren werden die Hintergründe ihres Handelns und die spezifische Beteiligung von Pflegenden an den Mordaktionen untersucht.
Das Buch beschreibt die Geschichte der Krankenpflege als akademisches Lehr- und Forschungsgebiet. Besonders berücksichtigt werden dabei Ergebnisse der jüngsten biografischen Forschung und die Entwicklungen in d
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en beiden deutschen Nachkriegsstaaten. Abschließend werden den Studierenden Anregungen zu möglichen Forschungszielen vermittelt. Die AutorInnen bieten mit dem reich illustrierten Band eine kurze Geschichte der Krankenpflege, die Studierende zu einem schöpferischen Umgang mit diesem Forschungsgebiet anleitet.
Herausgegeben von Claudia David und Matthias David
Hrsg.:
David, Claudia / David, Matthias
Rudolf Virchow (1821-1902) zählt auch heute noch zu den bedeutendsten deutschen Medizinern. Der Pathologe Heinz David geht in diesem Buch der Frage nach, warum Virchows Theorien und Erkenntnisse aus heutiger Si
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cht als bleibende Fundamente der Medizin anzusehen sind und was davon in unseren heutigen Vorstellungen Bestand hat. Für dieses Buch hat Heinz David eine Fülle von Virchow-Zitaten zusammengetragen, geordnet und kommentiert und setzt sie in Beziehung zu kritischen und zustimmenden Äußerungen von Autoren des 20. Jahrhunderts. In einem ergänzenden Teil bietet die erweiterte und überarbeitete Neuauflage dieses Standardwerks einen geschichtlichen Überblick über das von Virchow gegründete Pathologische Institut der Charité und seine Direktoren, biografische Informationen über den Autor, eine Darstellung der besonderen Umstände der Veröffentlichung der Erstauflage Anfang der 1990er Jahre sowie illustrierte Anregungen für einen Spaziergang auf den Spuren Virchows durch Berlin.
Richard von Krafft-Ebings kasuistische Schreibpraktiken
Ohlenbusch, Sabine
Wie immer ging es um Drama, Sex and Crime: Der Psychiater Richard von Krafft-Ebing nutzte die persönlichen Lebensgeschichten seiner Patienten als Anschauungsmaterial in seinen Fachbüchern, um das Interesse eine
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r breiteren Leserschaft zu gewinnen. So hatten gewalttätige Ehemänner, deviante Sexualpraktiken und tötende Psychopathen ihren Auftritt in Krafft-Ebings ungemein erfolgreichen wissenschaftlichen Texten. Die Geschichten kamen aus dem echten Leben des späten 19. Jahrhunderts - und sie haben Spuren in den handschriftlichen Aufzeichnungen Krafft-Ebings hinterlassen, denen Sabine Ohlenbusch in ihrem Buch nachgeht. Besonders Krafft-Ebings »Psychopathia sexualis« wurde auch einem Laienpublikum durch die oft anzüglichen Fälle bekannt, die er hier ausbreitet. Wie es dazu kam, wird erst vor dem Hintergrund der weniger bekannten, aber für die Psychiatrie der Zeit eminent wichtigen Schriften deutlich. Besonders das klinische Lehrbuch der Psychiatrie entfaltete seine Bedeutung durch eine seinerzeit innovative kleinteilige Gliederung in psychiatrische Krankheitsbilder. Diese ordneten die Krankengeschichten aus Krafft-Ebings ärztlicher Praxis. Er schrieb die Fälle auf kleine Zettel, machte farbige Anmerkungen, sortierte die Notizen und klebte sie zu Manuskripten zusammen, um so das Anschauungsmaterial für seine Werke zu gewinnen. Hinter den weit verbreiteten und beliebten Büchern standen die Schreibstrategien eines Lehrbuchverfassers, der Texte für seine wissenschaftliche Karriere, für die Etablierung der Psychiatrie als medizinisches Fach und nicht zuletzt im Sinne der finanziellen Interessen seines Verlegers schrieb. Wissen in Fällen zeigt eindrücklich, wie Krafft-Ebings Schreibpraxis seine Bücher und die Psychiatrie popularisierte.
Karrieren im Nationalsozialismus und in der Frühen Bundesrepublik geben bis heute immer wieder Anlass zu Diskussionen. Dies gilt auch für den angesehenen Internisten Ludwig Heilmeyer (1899-1969), der in der Bun
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desrepublik vielfach für sein Lebenswerk gewürdigt wurde. Über seine Einstellung und sein Handeln im Nationalsozialismus sowie Heilmeyers Unterstützung von NS-Ärzten - gerade nach Kriegsende - wurde wenig gesprochen. In den letzten Jahren ändert sich dies: Die Städte Freiburg im Breisgau, Günzburg und Ulm benannten Straßen um, die Heilmeyers Namen trugen und in Jena wurde eine 1994 zu seinen Ehren gestiftete Gedenktafel abgehangen.Florian Steger und Jan Jeskow arbeiten das Leben, Schaffen und die Karriere von Ludwig Heilmeyer auf. War Heilmeyer überzeugter Fanatiker oder Mitläufer, Opportunist oder Widerstandskämpfer? Welche Konsequenzen zog er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges für sich und sein Handeln? Die Autoren untersuchen auch die Lebenswege und politischen Beweggründe seiner Freunde, Kollegen und Bekannten. Gerade bei den für eine akademische Karriere so bedeutenden sozialen Netzwerken zeigt sich das besondere Talent von Ludwig Heilmeyer. Gleichzeitig wird vieles seiner Persönlichkeit deutlich.
Biowissenschaftliche Diskurse in den sozialistischen Bewegungen Deutschlands und Großbritanniens um 1900
Lulay, Birgit
Eine gesündere, leistungsfähigere Menschheit zu schaffen schien angesichts neuester Ergebnisse der Evolutions- und Vererbungsforschung um 1900 erstmals machbar - und vor dem Hintergrund einer vermeintlich rasan
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ten Degeneration der Bevölkerung dringlicher denn je. Prominente Sozialistinnen und Sozialisten waren überzeugt, dass der körperliche und psychische Verfall die Schlagkraft der Arbeiterbewegung bedrohte und zugleich die Abschaffung des Kapitalismus allein nicht genügen würde, um den Niedergang aufzuhalten.Birgit Lulay arbeitet heraus, wie sozialdemokratische Intellektuelle in Deutschland und Großbritannien sozialistische und frauenbewegte Forderungen nach ökonomischer und sozialer Gleichheit in ihre Eugenikkonzepte integrierten. Bezug nehmend auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse bekämpften die Intellektuellen einerseits die dominierende rassistische, armenfeindliche, sozialdarwinistische Eugenik und trugen gleichzeitig zu einer weiteren Marginalisierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen bei. Ihre Vorschläge für eine gezielte Fortpflanzungssteuerung reichten von Aufklärungskampagnen bis zu Zwangsmaßnahmen, darunter Sterilisation und Internierung."[Für] eine Auseinandersetzung mit gegenwärtiger Sozial- und Reproduktionspolitik ebenso bereichernd wie für eine historische Auseinandersetzung." Kena Stüwe GiD, 2021/259 20211101
Der Wissenschaftler, Psychiater und Psychonaut Stanislav Grof erforscht seit Jahrzehnten transpersonale Erfahrungen mit Psychedelika, holotrope Bewusstseinszustände und ihre Bedeutung für das spirituelle Erwach
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en der Menschheit. Dieses Buch zu Ehren seines 90. Geburtstags vermittelt tiefe Einblicke in Grofs Leben und Wirken in einem großen Interview mit seiner Frau Brigitte. Mit eindrücklichen Würdigungen von Freunden und Zeitgenossen sowie zahlreichen Fotos und Illustrationen.«Wenn ich der Vater des LSD bin, dann ist Stan Grof der Pate. Niemand hat so viel zur Entwicklung meines Problemkindes beigetragen wie Stan».Albert Hofmann, Forschungschemiker und Autor von LSD: Mein Sorgenkind«Es gibt nur wenige Menschen auf der Welt, die eine wirklich grundlegende Entdeckung nicht nur über die Welt, sondern auch über uns gemacht haben. Über unser wahres Selbst. Stan Grof ist einer dieser Menschen. (...) Sein Denken und seine Arbeit werden ein Vielfaches seiner 90 Jahre überdauern. (...) Lang lebe der Psychonaut Stanislav Grof!»Ervin László, PhD., Wissenschaftsphilosoph, Systemtheoretiker
»Die Medizin in meiner Zeit« zeichnet den Zeitraum der letzten 70 Jahre auf, in dem die größten Errungenschaften der Medizin in der Weltgeschichte gelangen, wenn man von den Entdeckungen der Narkose und der A
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ntisepsis absieht. Nicht weniger beeindruckend als die medizinischen sind die wirtschaftlichen und vor allem die sozialen Entwicklungen in unserem Land. Vom Zille-Milljöh eines Berliner Hinterhofs bis zur Universitätsprofessur führt diese biographische Reise, zu der Wolfgang Hach seine Leserschaft einlädt, von ersten medizinischen Erfahrungen in der Kindheit bis zur Entdeckung einer fachübergreifenden neuen Krankheit, dem chronischen venösen Kompartmentsyndrom. Wichtige Voraussetzungen dafür waren herausragende Lehrer in allen Lebensabschnitten sowie ehrenwerte Vorbilder in ärztlicher und menschlicher Hinsicht. Prof. Dr. med. Wolfgang Hach ist Facharzt für Chirurgie und Innere Medizin mit Röntgendiagnostik. Von 1975 bis 1995 Ärztlicher Direktor der William Harvey-Klinik in Bad Nauheim, einer Spezialklinik für Angiologie und Gefäßchirurgie sowie Phlebologie.
Die Autorinnen und Autoren des Jahrbuchs konzentrieren sich auf die jüngere Geschichte: Nina Grabe untersucht die Entwicklung jüdischer Altersheime in der Nachkriegszeit. Dem historischen Zusammenhang von Arbei
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t, Geschlecht und Lebenserwartung widmet sich Martin Dinges. Sebastian Wenger beleuchtet den Umgang mit gehörlosen Jugendlichen in der Paulinenpflege Winnenden. Christine Hartig analysiert Medikamentenversuche in Niedersachsen in den 1950er bis 1970er Jahren und Timo Bonengel erörtert die Entwicklung von Suchttherapien in den USA. Karl-Heinz Reuband schließlich befasst sich mit dem Verhalten der Bevölkerung während der EHEC-Pandemie von 2011.Der zweite Teil umfasst Beiträge zur Geschichte komplementärer Heilweisen und des Pluralismus in der Medizin. Motzi Eklöf beschreibt die Geschichte des von Per Olof Zetterling gestifteten Legats, um Vorlesungen über die Homöopathie an der Universität von Uppsala zu fördern. Alice Kuzniar verdeutlicht die Verbindung zwischen Literatur und Homöopathie, indem sie den Einfluss von Bönninghausens Methodik auf die Gedichte Annette von Droste-Hülshoffs analysiert. Die Nutzung und Akzeptanz von Komplementärmedizin untersucht Andreas Weigl anhand der Meinungsforschung.
Familien von „Euthanasie“-Opfern und ihr Schriftwechsel mit der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee
Schulze, Dietmar
Welche Reaktionen zeigten Angehörige von „Euthanasie“-Opfern der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee? Diese Frage steht im Zentrum des 18. IMPULSE-Bandes des Bildungswerks des Bayerischen Bezirketags. Aus
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historischer Perspektive werden Briefe von und an Familienmitglieder verstorbener Anstaltsbewohner sowie Behördenkorrespondenz aus der Zeit zwischen 1940 und 1950 wissenschaftlich ausgewertet. Gespräche mit Nachfahren von „Euthanasie“-Morden betroffener Familien ergänzen die Spurensuche aus heutiger Sicht.
Wie die ersten Ärztinnen der USA die Frauen in die Medizin brachten
Nimura, Janice P.
Elizabeth Blackwell glaubte von klein auf, dass sie für eine Aufgabe bestimmt war, die über den Rahmen des »normalen« Frauseins hinausging. Mit großer Hartnäckigkeit überwand sie viele Hürden, um schließlich al
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s erste Frau Medizin zu studieren. Im Jahr 1849 erhielt sie als erste Frau in Amerika einen Doktortitel. Ihre jüngere Schwester Emily, die eigentlich die brillantere Ärztin war, schloss sich ihr bald an. Janice P. Nimura erzählt von den Verbündeten und den Feinden der Schwestern, schildert ihre dauerhafte Partnerschaft und zeigt, wie Elizabeth und Emily ihren Weg meisterten. Gemeinsam gründeten die Blackwell-Schwestern die New York Infirmary for Indigent Women and Children, das erste Krankenhaus, das ausschließlich von Frauen geleitet wurde. Beide Schwestern waren hartnäckig und visionär. Ihre Überzeugungen deckten sich nicht immer mit dem Aufkommen der Frauenrechte - oder mit denen der jeweils anderen Schwester: diese reich recherchierte Biografie feiert zwei komplexe Charaktere. Elizabeth und Emily Blackwell: Zwei Pionierinnen, die die Grenzen der Möglichkeiten für Frauen in der Medizin sprengten. Bristol, Paris, Edinburgh und die aufstrebenden Städte des nordamerikanischen Kontinents in der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg bilden die Kulisse für den besonderen Lebensweg dieser beiden Frauen.
Das Bürgerliche Gesetzbuch und die Eizelle 1870-1900
Bock Von Wülfingen, Bettina
Wie eine bahnbrechende Entdeckung der Zellbiologie die Geschlechterhierarchie infrage stellte. Wenn Spermium und Eizelle sich bei der Zeugung vereinigen, geben beide ihr Erbmaterial an den Embryo weiter. Dieser
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seinerzeit revolutionäre biologische Befund von 1875 hatte weitreichende Folgen, nicht zuletzt für das Erb- und Familienrecht. Denn aus der Erkenntnis, dass väterliche und mütterliche Anteile an die Nachkommen weitergegeben werden, resultierten politische Fragen der Gleichberechtigung und der Verteilungsgerechtigkeit. Solche Themen waren speziell im Deutschen Kaiserreich virulent, als zwischen 1870 und 1900 das Bürgerliche Gesetzbuch entstand. Das BGB legte die Grundlage für das Verständnis von Familie als biologischer Einheit, Wirtschaftsgemeinschaft und von geschlechtlicher Arbeitsteilung, wie sie bis in das 21. Jahrhundert hinein wirksam geblieben ist.
Das hospizliche Ehrenamt als bürgerschaftliches Engagement im Wandel der Zeit
Caro, Karin
Ein Sterben in Würde - das war das Ziel einiger engagierter Menschen, die das Sterben in unseren Krankenhäusern, abgeschoben ins Badezimmer, nicht länger hinnehmen wollten. Die Hospizbewegung war geboren. Aussc
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hließlich ehrenamtlich begleiteten Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal, Seelsorgerinnen und Seelsorger gemeinsam mit engagierten Frauen Sterbende bis zu ihrem Lebensende - und sie fanden Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Die Hospizbewegung wurde ein Erfolg. Doch mit dem Erfolg kam der Eintritt in das Gesundheitswesen und damit verbunden entstanden Organisationen, Hierarchien und in palliative care ausgebildetes Personal. Viele Ehrenamtliche fühlten sich dadurch degradiert und an den Rand gedrängt. Doch in den letzten Jahren trat ein Generationenwechsel ein: Die neue Generation von Ehrenamtlichen besitzt andere Werte und Erwartungen an das Ehrenamt als ihre Vorgänger. Aber auch die Hospizbewegung selbst professionalisiert sich zunehmend. Die spannende Frage nach der Zukunft des Ehrenamtes im Hospiz ist noch nicht geklärt.
Rudolf Virchow und Hermann von Helmholtz. Das Erbe der Charité
Fischer, Ernst Peter / Ganten, Detlev
Das Bemühen um Gesundheit und das Bekämpfen von Krankheiten reicht bis zur Antike. Zwei wichtige Vertreter der Medizin der Aufklärung waren Rudolf Virchow und Hermann von Helmholtz, die die Naturwissenschaften
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und die Medizin nachhaltig geprägt haben. Zwei Koryphäen der aktuellen deutschen Wissenschaft - Detlev Ganten und Ernst Peter Fischer - zeichnen die faszinierende Entwicklung der modernen Medizin, die Entstehung und Bedeutung der Charité und der Wissenschaftsstadt Berlin bis in die heutige Zeit von Christian Drosten und der Trägerin des Nobelpreises für Chemie Emmanuelle Charpentier nach. Ein Stück deutscher Wissenschaftsgeschichte.
Das Schicksal eines deutschen Kindes, das 1940 vor der Gaskammer umkehren durfte
Elvira Manthey
Elvira Manthey, die Tochter eines „Arbeitsscheuen“, gerät in die Mühlen der nationalsozialistischen Justiz, die „Asozialität“ nach dem Erbgesundheitsgesetz als vererbbare Krankheit einstuft. Als Vierjährige kom
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mt sie zwangsweise ins Kinderheim, drei Jahre später wird sie von dort ins „Irrenhaus“ Uchtspringe (Sachsen-Anhalt) eingeliefert und geht durch die Hölle. Durch einen Zufall darf sie mit acht Jahren vor der Gaskammer umdrehen.In diesem Buch erzählt Elvira Manthey ihr Leben. Ihre Sprache ist einfach, schmucklos, der Sicht des Kindes angenähert, das sie damals war. Sie wertet nicht, kommentiert die Ereignisse kaum. Dem Leser bietet sich dadurch keine Distanz zum Geschehen, das ihn so unmittelbar trifft wie das Kind im Jahr 1940.