Roman | Eine neue literarische Stimme über die sozialen Umstände, die Mütter zu unglücklichen Menschen machen
Roschal, Slata
'Die Therapeutin neulich meinte, das gehöre eben zum Leben dazu, das Unsichersein und das Traurigsein, und ich meinte, dass es ein ziemlich bescheuerter Satz sei, dieses Dazugehören, als ob nicht alles in der W
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elt irgendwie dazugehöre, und sie erwiderte, nein, es gebe Dinge, die gehörten nicht dazu. Welche, wollte ich wissen, Einhörner, sagte sie plötzlich, Oder Meerjungfrauen, vielleicht war es ihr selber peinlich, wir schwiegen und ich meinte dann, Nein, Meerjungfrauen können genauso Teil des realen Lebens sein, warum sollten sie es nicht sein, wenn Sie meinen, dass jede depressive Gehirnregung gar, jede Phantasie dazugehöre - '
Eine Frau, die hat, was nach gängigen Kategorien eine geglückte Biografie ausmacht, sitzt in einem Hotelzimmer und denkt darüber nach, alles hinter sich zu lassen:
ihren Mann, ihre Kinder, ihre Existenz, möglicherweise ihr Leben insgesamt. Zerrissen von einer unbestimmten Unzufriedenheit, nimmt sie einen Übersetzungsauftrag an, der alles verändert. Historische Briefe von deutschen Auswanderern zerschmettern ihr Hotel-Vakuum, und im Austausch mit fremden Toten stellt sich die Frage nach dem guten Leben überraschend anders.
Eine Frau zwischen alten Rollenverhältnissen und neuen RollenansprüchenEine Frau - Mutter, Partnerin, Versorgerin - fährt eines Morgens nicht zur Arbeit, sondern in die Psychiatrie. Am Abend hat sie sich mit ih
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rem Partner gestritten, vielleicht ist etwas zerbrochen, jetzt muss sie den Tag beginnen, sie muss die Tochter anziehen, an alles denken, in der Wohnung und ihrem Leben aufräumen. Doch sie hat Angst: das Geld, die Deadline, die Beziehung, nichts ist unter Kontrolle, und vor allem ist da die Angst um ihren Stiefvater, der früher die Welt für sie geordnet und ihr einen Platz darin zugewiesen hat. In der Psychiatrie, denkt sie, wird jemand sein, der ihr sagt, wie ihr Problem heißt. Dort darf sie sich ausruhen.Siegfried ist ein Roman über alte Ordnungen und neue Ansprüche, über Gewalt und das Schweigen darüber, über eine Generation, deren Eltern nach dem Krieg geboren wurden und deshalb glaubten, er sei vorbei.«Seite für Seite entfaltet sich, dass hinter dem, was auf den ersten Blick wie ein Ideal erscheint, eine Geschichte aus Gewalt und Schweigen steckt. Man fühlt sich wie in einem Strudel, dreht sich im Kreis und wird langsam in die Katastrophe gesaugt.» Nina Wolf SWR2 Lesenswert 20230223