'Geschichten mit Behinderung': Was ist damit gemeint? Sind das Geschichten, in denen wenig glückt und viel schief geht? Namhafte Schweizer Autorinnen und Autoren wurden um Erzählungen rund um das Thema Behinder
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ung angefragt. Entstanden ist die Geschichtensammlung «Alles wie immer». In Texten von hoher literarischer Qualität setzen sich die 24 Autorinnen und Autoren mit dem Thema Behinderung auseinander und machen individuelle Lebensumstände und einmalige Erfahrungen in der Fiktion erlebbar. Erzählstrategien mögen sich generationsbedingt verlagern, auch Begrifflichkeiten ändern sich, aber der Umgang mit dem Behindertsein und Behindertwerden hat einen eindrücklichen Platz in der Literatur, die damit, oft ohne besondere Absicht, ein differenziertes Verständnis und vielschichtige Wahrnehmungsweisen fördert. Diese Anthologie knüpft an zwei inzwischen vergriffene Sammlungen zum gleichen Thema aus den Jahren 1970 und 1992 an. Die 24 Prosatexte sind mehrheitlich eigens für das Lesebuch «Geschichten mit Behinderung» geschrieben worden. Bei einigen handelt es sich um Wiederveröffentlichungen von Texten, die im Verlauf der letzten zehn Jahre entstanden sind.
Arbeit an der Grenze zwischen Hochschule und Industrie
Bürgi, Michael
Seit ihrer Entstehung im späten 19. Jahrhundert ist die schweizerische Pharmaindustrie auf akademisch ausgebildete Fachkräfte und universitäre Forschungsresultate angewiesen. Die Universitäten ihrerseits profit
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ierten schon früh von industriellen Dienstleistungen und Geldspenden. Der Autor zeichnet die über hundertjährige Gratwanderung der Pharmaforschung zwischen Hochschule und Industrie nach und leistet damit einen Beitrag zur Erklärung der Wissensproduktion im 20. Jahrhundert, der auch für das Verständnis der heutigen Situation von Bedeutung ist.Absprachen über Studienpläne und die Besetzung vakanter Lehrstühle, industriefinanzierte Hochschullabore oder das Streben von Industrieforschern nach akademischer Anerkennung werden praxisnah beschrieben und gesellschaftsgeschichtlich interpretiert. Die Verbindung von mikrohistorischer Zugangsweise und Langzeitperspektive öffnet den Blick für eine nachhaltige Veränderung in den Kooperationspraktiken von Hochschule und Pharmaindustrie. Anfänglich war die Zusammenarbeit von historisch gewachsenen Gemeinsamkeiten geprägt. Insbesondere in der Chemie stimmten Ziele und Vorgehensweisen der industriellen und akademischen Forschung weitgehend überein. Dies änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Pharmaunternehmen in den biologischen Wissenschaften neue Ansprechpartner suchten. Nun erlangten Grenzziehungen zwischen akademischer und industrieller Forschung, zwischen «Grundlagenforschung» und «Zweckforschung», mithin also die Ausdifferenzierung der gesellschaftlichen Teilbereiche Wissenschaft und Wirtschaft, eine bisher ungekannte Orientierungsfunktion, die den Handlungsspielraum aller beteiligten Akteure grundlegend veränderte.
Materialien für die Wiederaneignung einer Geschichte
Hrsg.:
Graf, Erich Otto / Renggli, Cornelia / Weisser, Jan
Seit den 1970er Jahren formierten sich Menschen mit Behinderung weltweit im Kontext der neuen sozialen Bewegungen. Sie bildeten darin eine vielstimmige Gruppe, deren Exponentinnen und Exponenten sich gezielt, p
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rovokativ und kenntnisreich zu den eigenen Themen und Anliegen äusserten. Die Zeitschrift «Puls» versammelte einige dieser Stimmen.Sie erschien von 1976 bis 1994 und war eine der schillerndsten Ausdrucksformen, die sich Menschen mit Behinderung in der Schweiz gaben. Der vorliegende Band erschliesst diese nur Insidern bekannte zeitgeschichtliche Epoche einem breiten Publikum. Er macht die Kernanliegen von Menschen mit Behinderung deutlich und zeigt die Herausforderungen für eine demokratische Sozialpolitik.Der Band mit zahlreichen Abbildungen beinhaltet einen Beitrag des Historikers Brian McGowan, der die Zeitschrift analysiert und zeitgeschichtlich einordnet. Der Hauptteil besteht aus Interviews mit acht ehemaligen Redaktionsmitgliedern der Zeitschrift «Puls»: Jiri Gajdorus, Katharina Kanka, Thea Mauchle, Jürgmeier, Susanne Schriber, Wolfgang Suttner, Hans Witschi und Aiha Zemp. Die Interviews blenden zurück in die Geschichte der Behindertenbewegung in der Schweiz und sie thematisieren im Licht dieser Erfahrungen die Gegenwart und die Zukunft einer barrierefreien Gesellschaft und Sozialpolitik. Die Herausgebenden erläutern die Entstehung der Zeitschrift und identifizieren Forschungslücken. Gleichzeitig mit dem Erscheinen des Sammelbands wird der Gesamtbestand der Zeitschrift - weit über 6000 Druckseiten - online frei zugänglich gemacht.
Entstehung und Entwicklung eines psychiatrischen Krankheitsbildes
Bernet, Brigitta
Das Krankheitsbild «Schizophrenie», 1908 vom Schweizer Psychiater Eugen Bleuler geprägt, gehört zu den erfolgreichsten Konzepten der Psychiatrie. Auch als Metapher findet der Begriff breite Verwendung. Warum ab
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er war die Entwicklung dieser Diagnose um 1900 nötig geworden? Wie kam es zu ihrem Erfolg? Und was verrät das Krankheitsbild über die Zeit seiner Entstehung?Krankheitsbilder sind keine anthropologischen Universalien. Sie sind historisch wandelbare Konstruktionen, deren Deutungskraft zeitlich begrenzt ist und die auf medizinische ebenso wie auf soziale oder kulturelle Anforderungen reagieren. Das gilt auch für die Schizophrenie, die den Kern des psychodynamischen Denkstils der «Zürcher Schule» bildet.Um 1900 beobachtete Eugen Bleuler bei den Patientinnen und Patienten der Irrenanstalt Burghölzli eine «eigenartige Assoziationsstörung», die er als «Alteration des Denkens und Fühlens und der Beziehung zur Aussenwelt» charakterisierte. Diese Aussenwelt ist psychiatriehistorisch gekennzeichnet durch Legitimationsprobleme der Anstaltspsychiatrie. Zudem war das Fin de Siècle eine Phase gesellschaftlichen Krisenbewusstseins. Nicht nur das Individuum, auch die Gesellschaft schien von den Symptomen der Dissoziation, Spaltung und Fragmentierung bedroht.Die Studie widmet sich der Entstehung und Entwicklung des Krankheitsbildes Schizophrenie im Denkkollektiv der «Zürcher Schule». Darüber hinaus leistet sie einen Beitrag zur Frage, wie sozialer Wandel und der Wandel von Krankheitsvorstellungen ineinandergreifen.