Die Novelle der Ärztlichen Approbationsordnung von 2002 sah für das Medizinstudium die curriculare Etablierung der Medizinethik zusammen mit der Medizingeschichte und der Medizintheorie in einem Querschnittsfac
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h vor. Die Schaffung dieser Trinität war jedoch nicht unumstritten.Blickt man heute auf die Debatte zurück, so ist festzustellen, dass sich mittlerweile mit dem „Dreigestirn“ von Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE) ein Fachzuschnitt und eine Fachkultur formiert hat, wie es sie zu Beginn der Debatte so noch nicht gegeben hatte. Dieser Band schließt vor diesem Hintergrund an die bisherigen Reflexionen an, bietet eine aktuelle Standortbestimmung von GTE und erhellt die Perspektiven dieses Querschnittsfaches.
Über kaum ein Thema wird in den Medien so häufig berichtet wie über Ernährung - ob es nun die Gefahren falscher Essgewohnheiten sind oder Ratschläge, wie man sein Körpergewicht durch Diät reduzieren kann. Gegen
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wärtig besonders intensiv diskutiert wird die Rolle des Geschlechts bei der Ernährung. Eine Debatte, die durchaus historische Vorläufer kennt. Ihnen gehen die Aufsätze dieses Bandes auf den Grund. In der sozialgeschichtlichen Sektion leistet Anja Waller darüber hinaus einen Beitrag zur Geschichte eines wenig bekannten Berufes, den der Wochenbettpflegerin.Die zweite Sektion des Jahrbuchs, die traditionsgemäß Aufsätzen zur Geschichte der Homöopathie und alternativer Heilweisen vorbehalten ist, enthält zwei Beiträge. Christoph Friedrich und Ulrich Meyer präsentieren in ihrem Aufsatz zum Firmengründer Dr. Willmar Schwabe neue Quellenfunde zu Leben und Werk des bedeutenden Leipziger Apothekers. Silvia Waisse zeichnet die Professionalisierungsgeschichte der Homöopathie in Argentinien nach - einem Land, in dem diese Heilweise auch heute noch eine große Rolle spielt.
Jahrbuch des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung
Hrsg.:
Jütte, Robert
Vorgestellt werden die Gedanken Philos von Alexandrien über Gesundheit und Krankheit sowie über die Möglichkeiten und Grenzen der ärztlichen Kunst. Es folgt ein Beitrag über die Sexualität von Soldaten in der F
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orschung zum Ersten Weltkrieg. Die Konfession im Berliner Krankenhausbau während der Weimarer Republik wird erörtert und ebenso wird sich mit Max Bürger befasst wie auch mit den Unterschieden in der Krankenpflegeausbildung der DDR und der BRD. Beiträge zur Homöopathie und alternativer Heilweisen sind ebenfalls enthalten.
Diese Medizinethik ist aus der Zusammenschau zweier Perspektiven entstanden: aus der Praxis der Medizin und aus der philosophischen Theorie der Medizinethik als angewandter praktischer Philosophie. Hintergrund
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für die ethische Bewertung ist eine situationsangemessene flexible Methodik auf der Basis einer leiblich-personal orientierten Anthropologie, die aktuelle biologische, medizinische, neurologisch-psychologische Kenntnisse in ein umfassendes Konzept der Patientenautonomie integriert.
Moralische und menschenrechtliche Fragen im Gesundheitswesen. Geschichte und Philosophie der Medizin – Band 13
Hrsg.:
Frewer, Andreas / Erices, Rainer
Anhand von Archivalien zeigen die Beiträge, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklafften: Sei es am Beispiel des (Fehl-)Verhaltens einzelner Schlüsselfiguren, durch den kritischen Blick auf die Praxis
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der Humanexperimente oder den Skandal der Hepatitis-Infektionen. Ein Anhang führt Schlüsseldokumente zur Biopolitik der DDR auf, von Schwangerschafts- und Transplantationsrecht bis hin zu Bestimmungen zur Forschung am Menschen.
Im Zentrum dieses Bandes stehen Selbstzeugnisse von Patienten, die in Tagebüchern, Krankenakten, Bittschriften, Autobiographien, Briefen und anderen Materialien zu finden sind. Kaum eine andere Informationsquel
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le führt historische und ökonomische Bedingungen so plastisch vor Augen wie die Niederschriften kranker Menschen. Die Analyse der Verhältnisse unter denen die Quellen entstanden ermöglicht es, Sozialgeschichte aus dem Blickwinkel einzelner Individuen zu betrachten.
Main subject of this volume is the history of psychiatric nursing . The contributors summarise the state of international research in this area - especially focussing on the relationship between the patient and
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the nurse. The topics range from the "hospitalisation and dehospitalisation" of patients in mental asylums using the example of Norway and Canada to the issue of how nurses with deviant behaviour were managed in Switzerland. Furthermore, this edition discusses the role of nurses in conducting so-called "Heroic Therapies" in Canada and Germany, such as shock and fever therapies. One section also looks at the situation of patients in Scotland and Austria, including children, in the asylum or clinic and within their social environment. Nursing in Germany experienced a fundamental change in the 1970s; what kind of nurse training and education made possible this reform is the topic of the last part of this edition.
Hrsg.:
Schäfer, Daniel / Müller-Busch, Christof / Frewer, Andreas
Wie wollen wir sterben? Diese Frage steht im Mittelpunkt zahlreicher Diskurse und Publikationen: Was ist ein ‚guter Tod‘ für den individuellen Patienten, was versteht unsere Gesellschaft darunter? Welche ‚Sterb
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ekultur‘ hat die Gegenwart? Autoren aus Medizin, Philosophie, Theologie, Psychologie, Soziologie, Geschichte, Ethik, Palliativmedizin, Hospizbewegung und weiteren Gebieten diskutieren im vorliegenden Band eine sinnvolle und menschenwürdige Gestaltung am Lebensende. Der Vorschlag der Herausgeber zu einer „Ars moriendi nova“ als neue Sterbekultur wird interdisziplinär eingebettet und mit Bezug zur gesellschaftlichen Praxis erörtert.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Pflege von Patienten in den Krankenanstalten von verschiedenen Schwestern-, Bruder- bzw. Wartschaften übernommen. Neben einer Charakterisierung von unterschiedliche
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n Pflegegruppierungen werden diese bezüglich ihrer Tätigkeitsfelder, Arbeits- und Lebensbedingungen untersucht. Ferner werden Probleme und Spannungsfelder beleuchtet.
Briefe an eine Patientenorganisation für alternative Behandlungsmethoden (1992-2000)
Eisele, Philipp
Philipp Eisele analysiert die Perspektive von Patienten auf das medizinische Versorgungsgeschehen in Deutschland zwischen 1992 und 2000. Als Quellengrundlage dienen rund 4500 Briefe von Menschen, die sich mit d
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er Bitte um medizinischen Rat an eine Patientenorganisation für alternative Behandlungsmethoden wandten. Auf diese Weise lassen sich z.B. Antworten finden auf die Fragen nach den Gründen für den wachsenden Stellenwert der Gesundheit, den steigenden Informationsbedarf und die anhaltende Popularität der Alternativen Medizin.
Empirische und ethische Analysen zu einem guten Lebensende
Hübner, Constanze
Das Thema Sterbehilfe wird seit Jahren in Medien und Politik kontrovers (und hoch emotional) diskutiert. Hierbei fällt auf, dass der Begriff der „aktiven Sterbehilfe“ häufig mit anderen Formen der Sterbehilfe v
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erwechselt wird, was sich auch in verzerrten Umfrageergebnissen niederschlägt. Constanze Hübner unterzieht das Phänomen einer ethischen und empirischen Analyse und ermittelt u.a. die tatsächliche Einstellung der Bürger zur aktiven Sterbehilfe.
Bio- und Risikopolitik der DFG, 1920–1970. Studien zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft – Band 10
Schwerin, Alexander von
Die Strahlenforschung hat das 20. Jahrhundert geprägt. Strahlen kamen in Wissenschaft, Medizin, Industrie und Rüstung zur Anwendung. Was waren die Entstehungsbedingungen und wer die Akteure dieser Schlüsseltech
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nologie? Welche Rolle spielte dabei die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), eine der einflussreichsten deutschen Wissenschaftsorganisationen? Die Geschichte der Strahlenforschung deckt eine weitgehend unbekannte Seite der DFG auf: die Entwicklung der DFG zu einer bio- und risikopolitischen Institution.
Selbsttötungen von Männern auf See, in der Wehrmacht und im zivilen Bereich, 1893 – ca. 1986. Medizin, Gesellschaft und Geschichte – Beiheft 57
Schweig, Nicole
Anhand der Berufsgruppen der Seeleute und der Militärangehörigen geht Nicole Schweig der Frage nach, welche Aspekte der Kategorie Männlichkeit im Kontext mit Suizid in den Vordergrund traten. Sowohl in der Seef
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ahrt als auch beim Militär waren zu dieser Zeit fast ausschließlich Männer beschäftigt. Das Gleiche gilt für die Institutionen, die einen durchgeführten Suizid untersuchten. Wie wurde eine solche Tat von den Untersuchungsbehörden wahrgenommen, verhandelt und gegebenenfalls erklärt? Wie reagierten die Angehörigen?
Wie werden alte und hochbetagte Menschen in Zukunft leben? Wie begegnen wir dem demografischen Wandel und den Veränderungen, die dadurch an die Gesellschaft heran getragen werden? Die Autorinnen und Autoren zei
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gen neue Ergebnisse aus der (pflege)wissenschaftlichen Evaluation auf und präsentieren historische und gegenwärtige Entwicklungen. Die ethische Bewertung von altersgerechten Assistenzsystemen (AAL) rundet die Darstellung des Themas ab.
The Work of the Midwife in the Early Modern German City
Robilliard, Gabrielle
The early modern period saw a fundamental shift in the history of childbirth from midwifery as a traditional, largely female occupation to modern obstetrics. The seeds of this transformation were sown in the ci
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ties, where municipal governments and their medical officials began reworking the often centuries-old systems of municipal midwifery. In Leipzig they overhauled midwife education and in the 1730s appointed a municipal man-midwife. But why all the commotion about midwifery? How 'novel' were these developments really? And how did all these changes affect the everyday work of the city's midwives? Drawing on a vast array of administrative sources, Gabrielle Robilliard explores the world of Leipzig's midwives and early man-midwives from 1650 to 1810. Employing a prosopographical approach, she illuminates in minute detail the occupational culture and structure of both official and unofficial midwifery within the city-including social and economic milieus, client networking practices, and inter- and intraprofessional rivalries-and examines the nature of the encounter between traditional practice and new ways of organising urban midwifery provision.
Das Netzwerk hinter den Tbc-Experimenten im Konzentrationslager Sachsenhausen
Wolters, Christine
Tuberkulose wurde von den Menschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als die größte gesundheitliche Bedrohung wahrgenommen. Ärzte, Wissenschaftler und Gesundheitspolitiker suchten fieberhaft nach einer
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wirksamen Therapie der Erkrankung. Im Nationalsozialismus wuchs die Stigmatisierung der Kranken und der Druck, sich unsicheren Therapien zu unterziehen. Tuberkulosekranke wurden zwangsweise in Psychiatrien eingewiesen oder sogar Opfer des Krankenmordes. Die SS organisierte in mehreren Konzentrationslagern groß angelegte Menschenversuche zur Erprobung von Tuberkulosemedikamenten. In dieser Studie untersucht Christine Wolters die Versuche im Konzentrationslager Sachsenhausen ¿ die Hintergründe, das Netzwerk von Tätern, deren Biografien und die Vermarktung des Medikaments.
Eine Studie zu Medizin und Politik als Ressourcen füreinander
Krischel, Matthis
Im Fokus der Arbeit stehen die verschiedenen urologischen Fachgesellschaften in Deutschland, darunter die 1906 gegründete Dt. Gesellschaft für Urologie, die 1934/1935 gegründete Gesellschaft Reichsdeutscher Uro
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logen und die Nachkriegsfachgesellschaft, deren Entwicklung bis in die 1950er Jahre verfolgt wird. Für die Zeit des Nationalsozialismus untersucht der Autor die Orientierung von ärztlicher Forschung und Praxis in der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik, die sich zugleich als Rassen- und Bevölkerungspolitik darstellte.
Der Nervenarzt Dr. med. Dr. phil. Robert Ritter (1901 - 1951) avancierte als Leiter der "Rassenhygienischen und Bevölkerungsbiologischen Dienststelle" am Reichsgesundheitsamt in Berlin zum führenden nationalsoz
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ialistischen "Zigeunerexperten" und erlangte als Chefideologe und Mitorganisator des Vernichtungsfeldzugs gegen die Sinti und Roma traurige Berühmtheit. Welche intellektuellen und biographischen Wege ging dieser Mann, der zeitlebens die Berufungsidee des Dienstes für die "Sache der Jugend" für sich reklamierte? Was führte den interdisziplinär gebildeten erklärten "Jugendarzt" in die inneren Zirkel der NS-Rassenpolitik? Untersuchungsschwerpunkt sind auch die Tübinger Jahre Ritters (1932 - 1936) und die kritische Analyse seiner hier entstandenen und 1937 erschienenen Habilitationsschrift "Ein Menschenschlag", die ihm zum Karrieredurchbruch verhalf.Wie fasste Ritter im Nachkriegsdeutschland beruflich wieder Fuß? Mit der Rekonstruktion der erfolgreichen Nachkriegskarriere im öffentlichen Dienst der Stadt Frankfurt wird die stilisierende Neuerfindung Ritters kritisch ausgeleuchtet. Wie gelang es ihm, der tief in die NS-"Zigeunervernichtung" verstrickt war, sein ärztliches Selbstbild zeitlebens in ungebrochener Kontinuität zu entwerfen?
Das Krankenhaus ist ein Ort, der in hohem Maße von architektonischen, technischen und wissenschaftlichen Konzepten genauso wie von kulturellen, politischen, sozialen aber auch geografischen Einflussgrößen geprä
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gt ist. Das Buch versammelt Beiträge aus der Architektur, der Raumdesignforschung, der Medizin-, Sozial- und Kulturgeschichte, der Soziologie, der Ethnologie und den Medienwissenschaften. Diese „Verortungen des Krankenhauses“ ermöglichen einen erklärenden Blick hinter die klinischen Raumvorstellungen, die das Krankenhaus bis heute prägen.
Chiropraktik, Chirotherapie und Manuelle Medizin in Deutschland. Medizin, Gesellschaft und Geschichte – Beiheft 56
Mildenberger, Florian
Von allen nordamerikanischen heilkundlichen Subkulturen haben es in den letzten 100 Jahren nur Chiropraktik und Osteopathie erfolgreich über den „Großen Teich“ geschafft. Nach 1945 verwandelten interessierte Ch
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irurgen und Internisten die von Laien dominierte Chiropraktik in die heute anerkannte „Manuelle Medizin“. Erstmals wird mit diesem Band die Geschichte manueller Therapien im Spannungsfeld zwischen Ärzteschaft, Heilpraktikern, Patienten und amerikanischen Wegbereitern vorgestellt.
Regionale, nationale und internationale Perspektiven
Hrsg.:
Müller, Thomas
Verschiedene Perspektiven der Psychiatriegeschichte zusammenzuführen - dieses Ziel haben sich die Autorinnen und Autoren dieses Bandes zur Aufgabe gemacht. In ihren Beiträgen thematisieren sie die regionale Ebe
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ne ebenso wie die nationale oder die globale, immer mit dem Blick auf die multipolaren Dynamiken zwischen Zentren und Peripherien. Hierzu gehören unter anderem die Beziehungen zwischen den Wissenszentren der Psychiatrie sowie transnationale Netzwerke der Akteure und deren wissenschaftliche Konzepte mit ihren medizinischen und therapeutischen Funktionen. Das Spannungsfeld zwischen globalen und lokalen psychiatrischen Praktiken findet in den einzelnen Beiträgen ebenso Beachtung wie ein Vergleich akademischer und nicht-akademischer Psychiatrie oder die Frage nach den Konsequenzen staatlicher oder privater Verantwortlichkeit für einschlägige Institutionen. Nicht zuletzt wird auch der Einfluss medizinischer Laien auf psychiatrische Lebenswelten untersucht.Die thematische Vielfalt der Beiträge findet ihre Entsprechung in den verschiedenen disziplinären Perspektiven, die dieser Band versammelt - von der Allgemeingeschichte, der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, der Empirischen Kulturwissenschaft, den Medienwissenschaften und der Museologie bis hin zur Kunstgeschichte, Architektur und Anthropologie."sehr lesenswert" Alexander Brandenburg socialnet Rezensionen, 30.11.2017
Das Schicksal der Opfer am Beispiel der Frauenklinik des Städtischen Krankenhauses und der Hebammenlehranstalt Mainz
Ruckert, Frederic
Im Zuge des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" wurden in Deutschland zwischen 1933 und 1945 schätzungsweise 360.000 Menschen zwangsweise sterilisiert. Welche menschlichen Schicksale spielten sich h
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inter dieser erschreckend großen Gesamtzahl ab? Was bedeutete die gerichtliche Anordnung einer Unfruchtbarmachung für das jeweilige Opfer? Welche körperlichen, aber auch psychischen Folgeschäden hatte die Durchführung des sterilisierenden Eingriffs? Frederic Ruckert geht diesen Fragen am Beispiel der in der Frauenklinik des Städtischen Krankenhauses und der Hebammenlehranstalt Mainz durchgeführten Zwangssterilisationen nach. Mit Hilfe aufgearbeiteter Briefe und Tagebucheinträge kommen einzelne Opfer selbst zu Wort, sodass die Auswirkungen der rassenhygienischen Gesetzgebung nicht nur aus geschichtlich-narrativer, sondern zusätzlich aus Sicht der Betroffenen selbst beschrieben wird. Der Band beschränkt sich somit nicht allein auf die statistische Deskription der in Mainz durchgeführten Unfruchtbarmachungen. Vielmehr liefert er einen Beitrag zur Etablierung einer medizinhistorischen Erinnerungskultur im Gedenken an die Opfer des NS-Regimes.
Das Bewältigungsverhalten von Epileptikern in deutschsprachigen Gebieten des 16.–18. Jahrhunderts
Schattner, Angela
Die Ansicht, Epileptiker seien im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit für besessen gehalten oder als Hexen verfolgt worden, ist heute ein weitverbreitetes Vorurteil. Die traditionelle Geschichtsforschung zur
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Epilepsie hat diesem bisher wenig entgegenzusetzen; sie konzentriert sich auf die Untersuchung des medizinischen Diskurses, ohne Fragen des zeitgenössischen Umgangs mit der Erkrankung und den Kranken aufzugreifen. Angela Schattners Studie stellt deshalb die Epileptiker selbst und deren Lebensumstände in den Mittelpunkt der Untersuchung. Auf der Basis teilweise neu erschlossener Quellen wie Bittschriften, Gerichtsakten und den Verwaltungsakten lokaler Armenfürsorge untersucht die Autorin, wie die frühneuzeitliche Gesellschaft die Epilepsie interpretierte, welche sozialen Folgen sich daraus für die Epileptiker ergaben, wie sie ihre Erkrankung zu bewältigen suchten und auf welche Institutionen der sozialen Fürsorge sie zurückgreifen konnten. Sie kann dabei einen ambivalenten Umgang mit den Betroffenen zeigen, die einerseits als hilfs- und schutzbedürftige Kranke wahrgenommen und andererseits als ansteckend stigmatisiert wurden.